Reiseführer Öland, die Insel der vielen Windmühlen

Öland ist die zweitgrößte Insel Schwedens und liegt, nur rund sechs Kilometer von Kalmar entfernt, in der Ostsee, getrennt vom Festland durch den Kalmarsund. Der Berggrund Ölands ist, wie jener der Nachbarinsel Gotland, eine reine Kalksteininsel die ihre Geschichte bei den früheren Korallenriffs findet, die sich hier vor 470 Millionen Jahren erstreckte, allerdings nie das Festland erreichte. Dies erklärt auch warum sich die Bewachsung Ölands vollkommen von jener des nahen Festlands unterscheidet.
 
Bis 1972 konnte man Öland nur mit Hilfe einer Fähre, oder auch eines eigenen Bootes, erreichen, bis schließlich im Jahr 1972 die 6072 Meter lange Ölandsbrücke (Ölandsbron) nach fünf Jahren Bauzeit geöffnet wurde, die längste Brücke auf schwedischem Gebiet. Wie auch Gotland, so war Öland, auf Grund seiner Lage, bereits sehr früh eine bedeutende Insel für den Handel zwischen Westeuropa und Schweden, und wie Gotland, so war auch Öland bereits zur Steinzeit besiedelt, auch wenn Borgholm erst ab der Zeit der Hanse eine größere Bedeutung gewann, als die Landhebung die Insel in der heutigen Form geschaffen hatte.

Die Kirche in Borgholm
Foto: Herbert Kårlin

Bis zum Mittelalter fand man die Siedlungen Ölands nahezu alle auf der Ostseite der Insel, ausgenommen von der kleinen Handelsstadt Köping, die an einem geschützten Hafen an der Westseite zu finden war und bereits zur Seit der Wikinger von großer Bedeutung war. Bis 1631 verfügte Öland über eine eigene Gesetzgebung und hatte daher eine sehr starke Stellung im Ostseeraum. Allerdings wurde das nahe Kalmar im gleichen Jahrhundert immer stärker und übernahm dabei auch die Handelsbeziehungen Ölands, was dazu führte dass Kalmar Öland schließlich jeden direkten Handel verbot, sondern dieser über Kalmar abgewickelt werden musste.
 
Das 17. Jahrhundert, aber auch ein Teil des Folgejahrhunderts, war für Öland jedoch mit einem weiteren Problem verbunden, da der schwedische König bestimmte dort seine Jagdgründe festzulegen, die Bewohner der Insel also nicht mehr jagen durften, aber auch keine Hunde mehr halten durften. Und damit das "königlichen" Wild nicht entkommen konnte, wurde die Bevölkerung Ölands dazu gezwungen auch zahlreiche, nahezu unendliche Mauern zu bauen. Selbst die Bäume der Insel wurde als königliches Eigentum eingestuft, so dass den Bewohnern Ölands selbst das Brennholz weitgehend verweigert wurde, was zu einer starken Abwanderung zum Festland führte.
 
Die wichtigste änderung auf Öland sollte dann im 19. Jahrhundert kommen, denn 1816 wurde die Stadt Borgholm im königlichen Auftrag angelegt, was den Handel und die Seefahrt auf der Insel zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führte. Und als das Königshaus sich immer weniger für die Insel interessierte, wuchs auch die Bevölkerung Ölands bedeutend. Während 1840 nur rund 10.000 Personen auf der Insel lebten, konnte man nur 30 Jahre später bereits etwa 40.000 Einwohner zählen, wobei die Kartoffel, neben Getreide, zu einem der wichtigsten Produkte Ölands wurde, allerdings mit dem Nachteil dass 1870 die Kartoffelplantagen durch Krankheiten nahezu vollständig zerstört wurden, was die Hälfte der Bevölkerung nach Amerika auswandern ließ
 
Heute wird Öland auch oft als die Insel der Windmühlen bezeichnet, obwohl man heute nur noch 355 der ursprünglichen rund 2000 Windmühlen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts findet. Nahezu jeder Landwirt verfügte einst über diese sehr einfachen Windmühlen, die jedoch die Eigenart haben dass man sie wenden kann, so dass sie jeweils dem Wind angepasst werden können.
 
Aber auch wenn man auf Öland sehr viele Sehenswürdigkeiten entdecken kann, so kommen die meisten Besucher um das Große Alvar (Stora Alvaret) zu entdecken, ein Kalkplateau im Süden Ölands das früher nahezu ausnahmslos als landwirtschaftliches Gebiet genutzt wurde, heute jedoch nahezu endlose Spaziergänge ermöglicht, mit einer Vegetation, die man ausschließlich in diesem Gebiet findet, mit Pflanzen die an anderen Stellen Schwedens nicht gedeihen. Nachdem dieses Gebiet weltweit als einzigartig gilt, wurde das Alvar im Jahr 2000 auch zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt.